· 

Es ist an der Zeit, über Zeit zu sprechen.

Mit dem Begriff “Zeit” haben sich schon viele Gelehrte unterschiedlichster Richtungen beschäftigt. Auch mich umtreibt dieses Thema schon seit langer Zeit: In meinem Job geht es oft darum, Prozesse zu beschleunigen, unnütze, zeitraubende Tätigkeiten zu eliminieren und Zeit zu gewinnen - Zeit fürs Wesentliche, für sinnvolle Dinge, die den Kunden glücklicher und den Mitarbeitenden mehr Spaß machen. 


Manchmal zweifle ich ein wenig an der Realisierbarkeit - und daran, ob meine Absichten mit denen meiner Auftraggeber übereinstimmen. Denn ich habe oft den Eindruck, dass viele in Wirklichkeit etwas anderes meinen, wenn sie von “Zeit” sprechen, nämlich die Ressource “Geld” bzw. Kosten in Form von Arbeitsstunden. Auch wenn unser Sprachgebrauch zu diesem Irrglauben verleitet – Zeit können wir nicht wirklich investieren, sparen oder gewinnen. Sie vergeht, so oder so. Das muss ich mir eingestehen. Die Frage ist wohl eher, wie wir Zeit wahrnehmen und wie wir sie nutzen. 

 

Die heutigen elektronischen Helfer haben viele positive Effekte: Uns werden viele zeitraubenden Tätigkeiten abgenommen. Wir können ohne größere Anstrengung schneller arbeiten. Wir sind flexibler als jemals zuvor - sowohl in räumlicher als auch zeitlicher Hinsicht. Digitale Technik gibt uns die Freiheit, jederzeit und überall arbeiten zu können. Trotzdem leiden viele Menschen unter Zeitdruck und Zeitmangel.

 

Ich glaube, technischer Fortschritt und das Bewusstsein einer beschleunigten Zeit verstärken sich gegenseitig, was einen großen Teil unserer gewonnenen Zeit wieder auffrisst. Das Verschwimmen der klassischen Zeitvorgaben und die damit einhergehenden Freiheiten öffnen Tür und Tor für einen potenzialträchtigen Teufelskreis. Beim Streben nach mehr Effizienz versuchen wir, möglichst viele Aktivitäten in eine vorgegebene Zeitspanne zu packen und dabei bedingungslos immer schneller zu werden. Und wir vergessen dabei die Effektivität und die Qualität. Dringlichkeiten und Wichtigkeiten verschwimmen. Wir führen viele unnütze Tätigkeiten durch, blicken zurück auf längst Vergangenes und schieben die wirklich wichtigen Dinge vor uns her.

 

"Zeit" ist neben "Mama" das meist gebrauchte "Substantiv" in der deutschen Alltagssprache. Zeit bestimmt unser Alltags- und Arbeitsleben. Es ist also wieder mal an der Zeit, über "Zeit" zu sprechen. In diesem Gedankengang-Film-Clip gehe ich kurz der Frage nach, wie technischer Fortschritt das Zeitverständnis geprägt hat.  



Links zu verwandten Themen